Saturday, February 18, 2023

Kiman Fariss, Krokodilopolis in griechisch-römischer Zeit: archäologische Untersuchung der Terrakotta-Figuren

Hussein, Nahla Mohamed Ahmed

Hinsichtlich der Ausgrabungsgeschichte in der historischen Stadt Krokodilopolis und die heutige Situation, in der der Großteil der Fläche unter den modernen Häusern verloren gegangen ist, ist eine Untersuchung von 214 Terrakotta-Figuren aus einem einzigen Fundort, auch wenn sie nicht stratifiziert oder kontextualisiert sind, von großem Interesse. Da diese 214 Figuren aus dem Fayyūm-Magazin ausschließlich aus Kiman Fariss/Krokodilopolis stammen, tragen sie sowohl zu einem Verständnis lokaler religiöser Praktiken als auch der lokalen Terrakotta-Produktion bei. Mithilfe zukünftiger Arbeiten können die Ergebnisse meiner Untersuchung dabei helfen, das Bild der Terrakotta-Produktion in Ägypten zu vervollständigen. Gerade weil die historische Altstadt mittlerweile unter den Neubauten verschwunden ist und daher weitere Ausgrabungen an diesem Ort unwahrscheinlich sind, bietet das Material eventuell die letzte Möglichkeit, Licht auf diesen Forschungsgegenstand zu werfen. Die bislang im Fayyūm-Magazin aufbewahrten Terrakotta-Figuren aus Krokodilopolis werden im Rahmen dieser Arbeit vorgestellt und die Gegenstände in thematische Kategorien angeordnet, wobei ein analytischer Vergleich mit anderen formgleichen Figuren durchgefahren werde. Dabei liegt das Ziel der Arbeit darin, zu einem besseren Bild der Terrakotta-Produktion in Ägypten beizutragen und auf die Frage einer lokalen oder zentralen Produktion einzugehen. Die Datierung von Terrakotta-Figuren stellt nach wie vor eine große Herausforderung für Archäologen dar, da die meisten Gegenstände in Terrakotten-Sammlungen überwiegend aus dem Antikenhandel oder aus nicht stratifizierten Ausgrabungen stammen, wie es der Fall bei den 214 Figuren im Fayyūm-Magazin ist. Somit gibt es in den meisten Fällen kaum stichhaltige Hinweise für eine geographische, geschweige denn historische Einordnung der Figuren. Obwohl in den letzten Jahren moderne wissenschaftliche (stratifizierte) Ausgrabungen nach und nach Terrakotta-Figuren zutage fördern, die kontextualisiert werden können, bleibt das Problem der Datierung bestehen, da die Möglichkeit, viele gleichartige Figuren zum Vergleich zu finden, nicht immer besteht. Deswegen bleiben die typologische und die stilistische Methode, die nur eine näherungsweise Datierung liefern können, in manchen Fällen die einzigen Möglichkeiten für eine historische Einordnung. Die Dissertation besteht aus einem Text mit Appendix und einem Katalog mit Abbildungen. Der Text ist in drei Hauptkapitel gegliedert: Beim ersten Kapitel geht es um eine Einführung in die Untersuchung von Terrakotten aus Ägypten. In diesem Zusammenhang werden relevante religiöse oder historische Hintergründe im Überblick behandelt. Das erste der vier dazugehörigen Unterkapitel gibt eine Einführung ins Material, frühere Studien und die Fragestellung der Untersuchung. Da ein historischer Hintergrund der Region Fayyūm nötig ist, wird dieser im zweiten Unterkapitel wiedergegeben. Dabei liegt ein verstärkter Fokus auf der vorptolemäischen Zeit, um religiöse und ethnische Änderungen mit einzuschließen, die sich auf die Terrakotta-Abbildungen ausgewirkt haben können. Das dritte Unterkapitel widmet sich dem Fundort des Terrakottamaterial s, Krokodilopolis, wobei seine Lage, Namen und die örtlichen Ausgrabungen erläutert werden. Im vierten Unterkapitel geht es um eine Einleitung zur Arbeit an Terrakotten. Diese umfasst Herstellungstechniken, zentrale Begriffe sowie die Problematik der Datierung, die für eine Einordnung des Materials aus dem Fayyūm-Magazin unumgänglich sind. Das zweite Hauptkapitel ist eine archäologische Studie des Terrakottamaterials aus Krokodilopolis im Fayyūm-Magazin (214 Objekte). Dieses habe ich wiederum in vier Unterkapitel aufgeteilt. Beim ersten Unterkapitel handelt es sich um eine Untersuchung der Qualität des Tones der Terrakotten nach dem Wiener System und mithilfe eines Keramik-Spezialisten. Darüber hinaus wird in diesem Kapitel das Themenspektrum der Terrakotta-Statuetten aus Krokodilopolis vorgestellt. Anschließend wird die Untersuchung der Terrakotten vertieft, indem zunächst im zweiten Unterkapitel die Götterdarstellungen typologisch und ikonographisch analysiert werden. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf Göttern, die in verhältnismäßig großer Anzahl und zusätzlich in verschiedenen Typen vorliegen. Das dritte Unterkapitel behandelt daraufhin einen weiteren Aspekt der Untersuchung, nämlich die Formengleichheit und Lokalisierung. Die Formengleichheit umfasst Fälle innerhalb und außerhalb des Materials aus Krokodilopolis, um mit ihrer Hilfe eine Lokalisierung und Kontextualisierung der Typen anzustreben. Angesichts der archäologischen Untersuchungen sowie der analytischen, typologischen und ikonographischen Studie werden im vierten Unterkapitel Schlüsse hinsichtlich der Terrakotta-Produktion und der zeitlichen Einordnung der Terrakotten in Krokodilopolis gezogen. Beim dritten Kapitel handelt es sich um einen Appendix, der vier detaillierte Tabellen umfasst. Die erste Tabelle ist ein Überblick der Terrakotta-Typen und Darstellungen, die mit von Terrakotta-Forschern vorgeschlagenen Datierungen versehen sind. In der zweiten Tabelle werden veröffentliche Terrakotten mit der Herkunftsangabe Krokodilopolis außerhalb des Fayyūm-Magazins erfasst, wobei diejenigen mit der Herkunftsangabe Fayyūm in der dritten Tabelle eingeordnet werden. Beide werden durch Verweise mit dem Material aus Krokodilopolis verglichen. Die vierte Tabelle umfasst die Tonarten der individuellen Terrakotten. Im anschließenden Katalog wird jeder Gegenstand des Fayyūm-Magazins untersucht und detailliert beschrieben. Diese Beschreibungen umfassen Angaben zum Erhalt, aktuellem Zustand sowie Maßen. Außerdem wird auf die jeweiligen Abbildungen verwiesen, die ich selbst angefertigt habe und die im nachgestellten Tafelband zu finden sind. Informationen hinsichtlich des Fundorts und des Registrierungsdatums werden aus dem Registerbuch des Fayyūm-Magazins ergänzt.

 

 

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