Die Abhandlung zum Fundament des Pergamonaltars und der Bauteile seiner Fassaden ergab sich aus einer Nachprüfung der bisherigen Datierung des Gebäudes anhand der Keramik in den Kammern der Rostkonstruktion durch W. Radt und G. de Luca. Dadurch war die Möglichkeit gegeben, das gesamte Fundament mit einer steingerechten Bauaufnahme zu erfassen. Das Ergebnis dieser Bauaufnahme führte zu einem Vergleich mit allen vorliegenden Rekonstruktionsversuchen, die sich voneinander unterschieden und sich nicht der Fundamentgröße anpassen ließen. So kam es zur nächsten Herausforderung, dem Überprüfen der Fassaden in ihren Seitenlängen, wozu jedoch jedes noch vorhandene Bauteil nachgemessen werden musste. Dabei galt es auch herauszufinden, welche Fragmente von der Bauhütte exakt oder nachlässig bearbeitet wurden. Aber um das beurteilen zu können, musste erst die richtige Fußmaßgröße aus der Menge der gesammelten Daten gefunden werden, um schließlich die Breitenmaße der Fassaden zu errechnen, die sich nur mit dem richtigen Ergebnis dem Fundament aufsetzen lassen. Mit diesem ›Schlüsselwert‹ waren dann auch die bisher in Vorschlag gebrachten Höhen des Gebäudes mit ihren Untergliederungen zu kontrollieren. Dass sich der Aufbau im unteren Bereich nach den Stufen der großen Freitreppe richten musste, war als selbstverständlich ohne Zweifel anzunehmen. Dann aber zeigte es sich, dass am Kolonnadengeschoss das Gliederungsprinzip durchbrochen wurde, um perspektivische Verkürzungen optisch auszugleichen. Mit dieser Abweichung aus dem zunächst festgelegten Stufenrhythmus unterscheidet
sich der pergamenische Architekt von einer bis in das kleinste Detail durchdachten Entwurfsdisziplin, um dem Zwang einer völlig in Regeln eingebundenen Architektur zu entgehen.
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July 15, 2024Series
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