Die "Corpus Masoreticum Working Papers" sind das Publikationsorgan des gleichnamigen von der DFG seit 2018 geförderten Langzeitprojektes. In regelmäßigem, aber nicht festgeschriebenem Turnus sollen Beiträge zur jüdischen Bibeltextforschung und Bibelauslegung, Masora, Editionstheorie, Manuskriptforschung sowie zu Themen der Digital Humanities und verwandten Feldern veröffentlicht werden. Autor*innen werden dabei in der Regel die Projektangehörigen sein, die damit vom Umfang her kleine bis mittelgroße (Teil-) Ergebnisse der Editionsarbeit und ihrer Forschungen publizieren. Andere Forscher:innen sind aber ebenfalls eingeladen, zu unseren projektnahen Themen an dieser Stelle zu publizieren.
Die Masora zur Hebräischen Bibel liegt heute in verschiedenen Rezensionen innerhalb und außerhalb der Bibelcodices vor, von denen bis heute ausschließlich die orientalische Tradition anteilig bearbeitet und allgemein beachtet wird. Ziel des Langzeitprojektes ist die erstmalige Aufarbeitung der westeuropäischen (ashkenasischen) Masoratradition zwischen dem 11. und 13. Jh, die sich von der orientalischen Masora nicht nur philologisch unterscheidet, sondern bereits in ihrem äußeren Erscheinungsbild als masora figurata darauf hinweist, dass die Masora unter den Juden Westeuropas in ganz eigener Weise rezipiert wurde als dies in der orientalisch sefardischen Gelehrtenkultur der Fall war. Die ashkenasischen Juden suchten mit exegetischen und künstlerischen Mitteln, die masoretische Tradition der orientalischen Codices und damit jene in Auseinandersetzung mit dem Islam entwickelte sprachwissenschaftlich grammatische Wissenstradition in das durch die rabbinische Gelehrtenkultur bestimmte religiöse Denken Westeuropas zu integrieren. Dieser Inkulturationsprozess der Masora ist ohne die Auseinandersetzung mit der christlichen Umwelt (Bibelauslegung, Ikonographie, Buchmalerei, und Architektur) nicht denkbar. Die hier avisierten Ergebnisse werfen ein neues Licht a uf die europäische Geschichte des masoretischen Bibeltextes und seiner Auslegung und liefern damit wichtige wissenschaftliche Impulse nicht nur für die Jüdischen Studien, sondern auch für die jüdische und christliche Theologie sowie die mittelalterliche Kunstgeschichte. Die philologische Arbeit ist dabei in Zusammenarbeit mit der UB Heidelberg in eine digitale Arbeitsumgebung integriert (BIMA 2.0. Biblical Masora Database).
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