Was sind die MOSAIKmongrafien ?
- Die MOSAIKmonografien sind e-Publikationen, die sich - wie auch das MOSAIKjournal - thematisch mit den Hinterlassenschaften Alter Kulturen beschäftigen.
- Die MOSAIKmonografien bieten WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Fachgebiete die Möglichkeit, ihre monografischen Abhandlungenen zu einem spezifischen Thema zu publizieren.
- Die MOSAIKmonografien wendet sich vor allem an Ägyptologen, Althistoriker, Altphilologen, Assyriologen, Klassische Archäologen, Kunsthistoriker, Meso- und Altamerikanisten, Prähistoriker, Provinzialrömische Archäologen, Vorderasien Archäologen und an alle anderen, die an der Erforschung des kulturellen Erbes des Altertums interessiert sind.
MOSAIKmongrafien 1 (2014)
Maria Kristina Lahn –
Herausgegeben von
Die Göttin Qedeschet
Maria Kristina Lahn und
Maren-Grischa Schröter
ISBN: 978-3-00-050134-0
Abstract
›Die Göttin Qedeschet – Genese einer Hybridgottheit ‹
von Maria Kristina Lahn
Untersucht man die ›Göttin Qedeschet‹, stellt sich gleich zu Anfang ein schwer lösbares Problem: die Abgrenzung der ägyptischen Göttin Qedeschet von dem im vorderasiatischen G e biet vorkommenden ›Qedeschet - Typ‹. In Ägypten ist ein bestimmter ikonografischer Typ – eine nackte, frontale Frauenfigur, auf einem Löwen stehend – belegt, der in den meisten Fällen mit der Namensbezeichnung Qedeschet, inklusive verschiedener Epitheta, vorkommt. In Syrien - Palästina und dem restlichen Vorderen Orient hingegen findet sich ein nahezu identischer ikonografischer Typ, der in keinem einzigen Fall näher mit e iner entsprechenden Inschrift spezifiziert wurde.
Die weite regionale Verteilung wirft die Frage nach dem eigentlichen Ursprungsgebiet der Göttin auf. Was wir mit der Göttin Qedeschet vorliegen haben, ist nicht vergleichbar mit nach Ägypten ›importierten‹ ausländischen Gottheiten, wie Anat, Astarte, Reschef, usw. Diese sind in ihrem Heimatland als solche bekannt; denn auch dort – und nicht nur in Ägypten – haben sie eine entsprechende Ikonografie und namentliche Erwähnungen. Bei Qedeschet ließ sich eine an dere Entstehungsgeschichte rekonstruieren: Der Basistyp der ›Nackten Göttin‹ ist, einer langen Tradition entspringend, aus dem syro - palästinensischen Kernland nach Ägypten transferiert worden. Dort wurde er dann nicht nur mit heimischen, dem ägypt i- schen Re zipienten vertrauten, Attributen ausgestattet, sondern zusätzlich mit einem ›ausländisch klinge n- den‹ Namen, aber auch mit klassisch ägyptischen Epitheta versehen. Gleichzeitig wirkte der in Ägypten neu entwickelte Göttinnentyp in das palästinensische Nachb arland zurück, was die z. T. ägyptisierten Da r- ste l lu n gen in dieser Region erklärt. Gleichzeitig wurde der Typ in Syrien - Palästina nicht nur von Ägy p ten her, sondern auch durch die Grenzgebiete im Nordosten und Osten beeinflusst . Somit kann Qedeschet als ei ne Göttin identifiziert werden , die man als ›echte‹ Hybridgottheit bezeic h nen kann. Hybride Identit ä- ten zeichnen sich dadurch aus, dass sie in Gebieten kultureller Übe r schneidung auftreten und dort nicht still verharren, sondern stets variabel, kontextuell und wa n delbar bleiben. So stellt Qedeschet – sowohl die Göttin als auch der Typ – eine hybride Form dar, die abhängig von Region oder Zeit verschiedene, ch a- rakteristische Aspekte in sich vereint, in ihrer Grundform aber stets hybrid und somit per definiti onem wa n- delbar bleibt. Über das Schaffen einer solchen Identität war für die Ägypter ein Zugang zum Göttlichen möglich, der neben Sy n kretismen, Mischgestalten oder dem ›Import‹ ganzer Gottheiten als Möglichkeit bestand.
Vor allem über die Art der Objektga ttung en und die Ikonologie , aber auch über die fo r me l haften I n- schriften , ließen sich Erkenntnisse darüber gewinnen , was sich der Stifter von der Got t heit erhoffte. Alles weist darauf hin, dass sie sich in den Bereich fürsorgender Schut z gottheiten einfügen lässt . In dieser Fun k- tion konnte sie in verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen: im Dies - oder Jenseits, unterwegs oder zu Hause, in einer profanen oder sakralen Umgebung, als Teil magischer Sprüche oder als Adressatin al l- gemeiner Wünsche und spezieller Krankheiten. Im ägyptischen Kontext wird sie v. a. über ihre Epitheta nicht nur in das ägyptische religiöse System integriert, sondern auch wiederholt mit den Göttinnen Isis, Hathor, Anat und Astarte in Verbindung gebracht, die selbst als heilende, übelab wehrende und schütze n- de Mächte bekannt sind.
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